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"Jauchzen sollen Wüste und Öde, frohlocken soll die Steppe ..."

Predigt über Jesaja 35

Brigitte Gensch

Jüdische und christliche Wissenschaftler interpretieren die Einzelmotive, Hans-Georg Vorndran fotografiert die Menora

Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt! Amen.

Der Predigttext für den heutigen So steht beim Propheten Jes, Kap 35.

Liebe Gemeinde!

In Jerusalem neben der Knesset, dem israelischen Parlamentsgebäude, steht ein 5 m hoher siebenarmiger Leuchter, die Menora. Die Menora, stets ein Symbol der jüdischen Geschichte, wurde 1948 zum Emblem des neugegründeten Staates Israel. Im Lichte des siebenarmigen Leuchters soll Israel seine Wege gehen und so "Licht der Völker" sein.

Die bronzene Menora zur Seite der Knesset wurde 1956 von dem jüdischen Künstler Benno Elkan fertiggestellt. Im gleichen Jahr schenkte die British Labour Party diesen Leuchter der Knesset mit dem schönen Grußwort, den Leuchter als Geschenk des ältesten an das jüngste Parlament anzunehmen.

Kein Bildband über Israel, der nicht eine Abbildung dieser Menora enthielte, keine Israel- und Jerusalemreise, die nicht wenigstens kurz diese Skulptur in Augenschein nähme.

29 Motive aus der Geschichte Israels sind auf der Menora versammelt, eines davon habe ich Ihnen heute mitgebracht. Es zeigt Israel im Exil, in de babylonischen Gefangenschaft. Ein Bild des Jammers und des Elends.

Drei verkrümmte, kauernde Gestalten im Vordergrund:
Die linke hat ihr Haupt ganz verhüllt, die rechte Gestalt klagt fassungslos, faßt sich mit der einen Hand an den Kopf, die Augen geschlossen, wie erblindet.
Die mittlere Gestalt ist völlig niedergeschlagen; die Harfe ist den schlaffen Händen entsunken, ungenutzt liegt sie am Boden. Mit Jerusalem scheint es aus zu sein, der Tempel ist zerstört, Babels Mauern und Türme aber stehen fest und recken sich kühn. Rechts zwischen den Gestalten im vordergrund und der Stadt Babel im Hintergrund neigen sich Trauerweiden über die Wasser Babylons; links auf einem kleinen Mauerrest ist der hebr. Buchstabe "Chet" eingeritzt, der für Chajim = Leben steht.

Die drei Gestalten wenden dem stolzen Babel den Rücken zu; trauernd ist all ihr Trachten und Sinnen bei Jerusalem. Der Zukunftshorizont ist zusammengestürzt, die Aussicht auf Rückkehr verrammelt. Wer so für die Zukunft nichts Gutes mehr ersieht, wer stattdessen über das Verlorene Tag und Nacht weint – der wird wohl erblinden. Und wem die Wege zurück ins Land versperrt sind, wer aber auch die Zusammenarbeit mit den neuen Machthabern und die Anpassung an die neuen Verhältnisse verweigert – dessen Knie werden wohl wankend, dessen Hände schlaff. Und wer Tag und Nacht den Spott der Peiniger hören muß, die da höhnen: "Singt uns doch eins von euren Zionsliedern", der stellt sich nicht nur taub, der wird allmählich auch taub. Der höhnischen Aufforderung zu Tanz und Gesang verweigern sich die Trauernden, ihre Harfen hängen sie in die Trauerweiden oder lassen sie zu Boden gleiten.

Da trifft ein Prophetenwort die exilierte Trauergemeinde. Jesaja wendet sich an die, in denen noch ein Funke Hoffnung ist, einander die Hoffnung zuzusprechen.

Denn wer immer nur im Stillen für sich allein hofft, dessen Hoffnung verlischt.

Deshalb fordert Jesaja auf: Stärkt nicht nur euch selbst, stärkt euch vor allem gegenseitig, stärkt einander die erschlafften Hände, macht euch gegenseitig die zitternden Kniee fest. Wer stärker in der Hoffnung ist, wer mehr zu hoffen hat, der gebe denen mit verzagtem Herzen davon ab: Faßt wieder Mut! Habt keine Angst!

Und jetzt der Glutkern und Grund der Hoffnungsbotschaft: Dort kommt euer
G"tt! Er selbst kommt, Er selbst will vorangehen und euch den Weg zum Zion bahnen! Er ist derselbe, der schon Mose sich so offenbarte: ich bin der, der mit euch sein will. Er ist derselbe, sich selbst und euch treu geblieben.

Mächtig reißt Jesaja den Zukunftshorizont auf, Bild auf Bild türmt er, Paradiesglanz scheint herüber. Die Wüste wird blühen, in der Dürre werden sprudelnde Quellen aufspringen, der glühende Sand wandelt sich zum Teich. Wo eben noch Schakale lagerten, wächst nun Schilf und Gras. Mehr noch – die Bilder beginnen sich zu überschlagen. Nicht nur blüht die Wüste, nein sie jubelt.

Nicht nur kann der Gelähmte wieder gehen, nein er beginnt wie ein Hirsch zu springen. Nicht nur löst sich die Zunge des Stummen zur Rede, nein gleich bricht er in Freudenjubel aus. Hier ist mehr als die Beseitigung exilsbedingter Verkrüppelung, blind, taub und lahm zu sein. Hier wird Leben die Fülle, zukünftig-erlöstes Leben ins Bild gebracht.

Auf gebahnter Straße wird Israel heimkehren, sicher und ohne jede Bedrohung von außen. Aber auch alles Versagen in den eigenen Reihen wird endlich aufhören. Niemand wird mehr in die Irre gehen, niemand wird mehr an sich oder am anderen irre werden, weil niemand mehr an G"tt irre werden muß – Er selbst geht ja voran.

Israel kehrt heim, und das Land freut sich und jubelt. Die Berge brechen in Jubel aus, die Felder singen, die Bäume stehen Spalier, und mit ihren Ästen klatschen sie in die Hände. Merkwürdig, nicht wahr, ganz menschlich, wie eine Person, schilder uns die Bibel das Land Israel. Es ist kein passiver Boden, den man nur beackert und nutzt. Vielmehr: wie ein lebendiger Organismus und wie ein Seismograph ganz genau reagiert das Land auf alles, was Israel tut, im Guten wie im Schlechten. Wenn Israel den Geboten G"ttes gehorcht, so segnet das Land seine Bewohner mit gutem Leben die Fülle: ein Land, in dem – wie es ja heißt – Milch und Honig fließen. Wenn Israel dem Land alle 7 Jahre ein Schabbatjahr, (Shmittoh) ein Ruhejahr gönnt, wenn es bei der Ernte die Nachlese den Armen und Fremden überläßt, wenn es die Erstlinge des Feldes und die Erstgeburt des Viehbestandes G"tt darbringt – wenn Israel all das tut, dann spannt das Land über Israels gerechtes Tun seinen Segen.

Nun aber auch die andere Seite: verweigert Israel dem Land seine Ruhejahre, verletzt es Armen- und Fremdenrecht, bricht es dem Einen G"tt die Treue und verhurt das Land mit Götzendienst – so wird dem Land speiübel, es kotzt Israel aus.

So dient das Land Israel dem G"ttlichen Willen und dem G"ttlichen Wort, also der Tora, als Leib. Am Leib des Landes werden G"ttes Gebote wirklich. Und nur an diesem Leib dieses Landes, des Landes Israel, wird die ganze Tora wirklich.

Das mag uns Christen zunächst befremden. Denn glauben wir nicht, daß wir G"tt überall auf der Welt gleich nah sein können? Glauben wir nicht, daß wir G"tt überall auf der Welt gleich gut dienen können, sind Ihm nicht alle Orte und Länder Seiner Welt gleich-gültig, wenn nur unser Tun Seinem Willen entspricht?

Die Bibel widerspricht da unserem christlichen Meinen. Zwar geht G"tt auch außer Landes, mit ins Exil, um Sein Volk nicht allein zu lassen. Aber G"tt selbst hat Sehnsucht, zum Zion heimzukehren, G"tt selbst hat Heimweh nach Jerusalem, G"tt selbst ist außer Landes auch außer sich. "Wenn ich dein vergesse, Jerusalem, verdorre meine Rechte", schwört Er sich selbst zu.

G"tt und Sein Volk Israel: nicht nur teilen sie gemeinsame Erfahrungen gemeinsamer Geschichte, auch in ihren Empfindungen sind sie miteinander im Bunde.

"Die Nacht ist in drei Nachtwachen eingeteilt. An jeder Nachtwache sitzt der Heilige, gelobt sei Er, und brüllt wie ein Löwe, indem Er spricht: Wehe, daß ich mein Haus zerstört, meinen Tempel verbrannt und meine Kinder unter die Völker verbannt habe. Wehe dem Vater, der seine Kinder vertrieben, und wehe den Kindern, die vom Tisch des Vaters vertrieben wurden." (bBer 3a).

So schmerzempfindlich und selbstzerrissen lassen die jüdischen Weisen den biblischen G"tt klagen.

Und wir Christen? Woher käme uns solche Zionssehnsucht?

Immerhin, auch wir bekennen, daß das Wort G"ttes nicht ohne Fleisch und Leib auskommt, daß der Geist G"ttes nach dem Fleisch greift und daß G"tt in Israel zur Welt kommt, dort im Stall zu Bethlehem. Wohl geht Jesus zu Zeiten außer Landes, aber sein Weg vollendet sich in Jerusalem. Der nahe bevorstehende Untergang Jerusalems löst in Jesus, anders als in so manchem christlichen Theologen nach ihm, keinen Triumphgesang, sondern Tränen der Trauer aus: Jesus weint um Jerusalem. Und noch der auferstandene Jesus, der doch die Begrenzungen des irdischen Lebens und des Todes hinter sich gelassen hat, noch der Auferweckte weckt in seinen Jüngern die zionistische Frage: "Herr, stellst du in dieser Zeit für Israel das Reich wieder auf?" (Apg 1,6). Von der Krippe bis zur Himmelfahrt: reichlich Stoff für zionistisches Hoffen gibt uns da der Jude Jesus.

Am 14. Mai 1948, kurz vor Schabbatbeginn, proklamiert David Ben-Gurion in Tel-Aviv die Errichtung des Staates Israel. Noch während er spricht, dröhnen über den Dächern von Tel-Aviv ägyptische Spitfire, detonieren in den Außenbezirken der Stadt Bomben. 12 Stunden später marschieren die Armeen Syriens, des Irak, Jordaniens und Ägyptens ein. Der damalige Generalsekretär der Arabischen Liga verspricht Israel einen Ausrottungskrieg und ein Gemetzel, von gleichem historischen Rang wie das Gemetzel der Kreuzzugfahrer.

Unbedrohte und sichere Heimkehr von Erlösten? Nein, gewiß nicht. Krieg und äußere Bedrohung begleiten den Staat Israel bis zum Golfkrieg. Auch waren es keine Erlösten, die nach Israel heimkehrten. Sondern Traumatisierte aus den europäischen Flüchtlingslagern, Überlebende der Shoa, Menschen, die der deutschen Mordmaschinerie entronnen waren.

Wir Deutschen und Christen sollten das nicht so schnell vergessen, wenn uns neuerdings wieder so nach reichlich ungezügelter Kritik am Staate Israel ist.

Aber immerhin: 1948 markiert ein Ende und einen Anfang. Es endet eine fast 2ooojährige Exilzeit Israels, es beginnt – vielleicht – die Zeit der Erlösung.

So zumindest verstehen es weite Kreise des religiösen Judentums. Mit der Rückkehr nach Israel habe die messianische Zeit der Erlösung angefangen, wohlgemerkt allererst angefangen. Daß Israel wieder in seinem Land lebe und gedeihe, sei ein messianisches Hoffnungszeichen oder – wie wir Christen sagen – ein Adventszeichen.

Eine der vielen Verheißungen des Propheten Jesaja allerdings ist erfüllt worden: Ödnis und Wüste haben zu blühen begonnen. Dort im obergaliläischen Norden Israels verwandelte israelische Ingenieurskunst ein malariaverseuchtes Ödland in das fruchtbarste Ackerland des ganzen Staates. Vom südlicher gelegenen See Genezareth pumpt eine 150 Km lange Wasserleitung Wasser in das Südland, die Negev-Wüste. Längst sind andere, ökologisch sinnvollere Bewässerungsmethoden hinzugetreten. Salzresistente Wassermelonen, Trauben und Tomaten wachsen da, Akazienbäume wechseln mit Futterpflanzen, exotische Früchte, Zierpflanzen und Blumen für den Export werden dort gezüchtet – die Wüste, eine blühende Landschaft.Ben Gurion University

Im Norden des Negev liegt die Stadt Beer Sheva mit der Ben-Gurion-Universität. Sie hat sich den Anfang unseres Predigttextes zum Motto gesetzt:

"Jauchzen sollen Wüste und Öde, frohlocken soll die Steppe, erblühen gleich dem Narzißlein, blütenreich soll sie erblühn."

Mit 35 sog. Entwicklungsländern kooperiert die Universität. Wer immer sich in Fragen der Wüstenforschung, Bewässerung und Entsalzung kundig machen will, konsultiert das weltberühmte Blaustein-Institut der Universität. Israelis und Palästinenser studieren hier gemeinsam, und: moslemische Beduinen, die inzwischen rund um Beer Sheva seßhaft geworden sind. Und daß inzwischen auch junge Frauen aus diesen Beduinenfamilien einen Hochschulabschluß erreichen, kommt einer kleinen Revolution gleich. In all dem: Israel wäre da nicht Licht der Völker?

Liebe Gemeinde,
wenn Sie einmal oder wiederum nach Israel reisen, dann besuchen Sie Beer Sheva, gehen Sie zum Beer Abraham, dem Abrahamsbrunnen, einer aus biblischer Zeit her erhaltenen Anlage. Dort im Innenhof aus hellem Sandstein, im Schatten des Granatapfelbaums, der Dattelpalme und der Tamariske trinken Sie dann ein Tasse arabischen Kaffee oder ein Glas Golanwein und lassen sich die uralte Geschichte von Abraham, Isaak und dem König Abimelech erzählen, dem König der Philister, d.h. der Palästinenser.

Wenn Sie aber nicht solange warten wollen, dann können Sie die Geschichte auch nachlesen, am besten gleich heute, am 2. Advent, denn es ist eine rechte Advents- und Friedensgeschichte. Sie steht im 1. Buch Mose, Kap 21 u. 26.

Sie können dort erfahren, wie Vater Abraham und nach ihm der Sohn Isaak es machten: dem wüsten Land das Wasser und dem feindseligen Philsterkönig Abimelech und seinen feindseligen Knechten schlußendlich doch den Frieden abzuringen – weil Abimelech bekennen muß:

Wir sehen nun, daß der Herr mit dir ist, daß du der Gesegnete des Herrn bist.
Amen.

Und der Friede G"ttes, der höher ist als alle Vernunft,
bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Amen.

 

Jesaja 35 (Ü: Buber-Rosenzweig)

1 Jauchzen sollen Wüste und Öde, frohlocken soll die Steppe, erblühn gleich dem Narzißlein,
2 blütenreich soll sie erblühn, frohlocken soll sie, ach, ein Frohmut und Jubel gar!
Der Ehrenschein des Libanon wird ihr gegeben, die Herrlichkeit des Karmel und des Saron,
die werden SEINEN Ehrenschein sehn, die Herrlichkeit unseres Gottes.
3 Erschlaffte Hände stärket, festiget wankende Knie,
4 sprecht zu den Herzverscheuchten: Seid stark, fürchtet euch nimmer, da: euer Gott, Ahndung kommt, das von Gott Gereifte, er selber kommt und befreit euch!
5 Dann werden Augen von Blinden erhellt, eröffnet Ohren von Tauben,
6 dann springt wie ein Hirsch der Lahme, die Zunge des Stummen jubelt.
Wasser brachen ja in der Wüste hervor und Bäche in der Steppe,
7 der Samumsand wird zum Weiher, das Durstige zu Wassersprudeln,
ein Viehlager in der Schakale Heimat, ein Gehöft für Rohr und Schilf.
8 Eine Dammstraße wird dort sein, ein Weg, Weg der Heiligung wird er gerufen, nicht kann auf dem ein Makliger wandern. Selber ER geht ihnen den Weg voran, daß auch Toren sich nicht verlaufen.
9 Nicht wird dort ein Löwe sein, reißendem Tier ist er unersteigbar, nicht wirds dort gefunden. Gehen werden ihn die Erlösten:
10 die von IHM Abgegoltnen kehren zurück, sie kommen nach Zion mit Jubel, Weltzeit-Freude ist um ihr Haupt, sie erlangten Wonne und Freude, Gram und Seufzen
ssen entfliehn.

1.Mose 21, 22-35 und 26, 1-33

21, 22 Es geschah um dieselbe Zeit, Abimelech sprach samt Pichol seinem Heeresobersten zu Abraham, sprach: Gott ist bei dir in allem was du tust.
23 So schwöre mir jetzt hier bei Gott: lügst du je mir, meinem Sproß und Schoß, ...! sondern Huld, wie ich sie an dir tat, tue an mir und an dem Land, darin du gastest.
24 Abraham sprach:Ich also will schwören.
25 Doch Abraham ermahnte Abimelech wegen des Wasserbrunnens, den hatten Abimelechs Knechte entrissen.
26 Abimelech sprach: Ich weiß nicht, wer dieses Ding tat, auch du selber hast mirs nicht gemeldet, auch habe ichs selber nicht gehört außer heute.
27 Sodann nahm Abraham Schafe und Rinder und gab sie Abimelech, und die beiden schlossen einen Bund.
28 Abraham aber stellte die sieben Lämmer der Schafherde besonders.
29 Abimelech sprach zu Abraham: Was sollen die, diese sieben Lämmer, die du besonders gestellt hast?
30 Der sprach: Daß du die sieben Lämmer aus meiner Hand nehmest, damit es mir zum Zeugnis sei, daß ich diesen Brunnen gegraben habe.
31 Darum ruft man jenen Ort Ber-Scheba, Brunnen des Sieben-Schwurs, denn dort haben die beiden geschworen.
32 So schlossen sie einen Bund in Berscheba.
33 Dann machte sich auf Abimelech und Pichol sein Heeresoberster, und sie kehrten ins Land der Philister zurück.
34 Er aber pflanzte eine Tamariske in Berscheba und rief dort den Namen aus: ER Gottheit der Weltzeit.
35 Und Abraham gastete viele Tage im Land der Philister.

26, 1 Eine Hungersnot war im Land, eine andre als die frühere Hungersnot, die in Abrahams Tagen war, und Jizchak ging zu Abimelech, König der Philister, nach Grar.
2 Hier ließ ER von ihm sich sehen und sprach: Zieh nimmer hinab nach Ägypten, wohne in dem Land, das ich dir nun zuspreche,
3 gaste in diesem Land, und ich will dasein bei dir und dich segnen, denn dir und deinem Samen gebe ich all diese Erdlande und lasse den Schwur erstehn, den ich Abraham deinem Vater geschworen habe:
4 Mehren will ich deinen Samen wie die Sterne des Himmels und will deinem Samen all diese Erdlande geben, segnen sollen sich mit deinem Samen alle Stämme der Erde -
5 dem zu Folge, daß Abraham auf meine Stimme gehört hat und wahrte meine Verwahrung, meine Gebote, meine Satzungen, meine Weisungen.
6 Jizchak siedelte in Grar.
7 Wenn die Leute des Orts nach seinem Weibe fragten, sprach er: Meine Schwester ist sie,
denn er fürchtete sich, zu sprechen: Sie ist mein Weib, - die Leute des Orts möchten mich sonst umbringen Ribkas halber, denn sie ist schön von Angesicht.
8 Es geschah, als er lange Tage dort war, Abimelech, der Philister König, lugte durchs Fenster, und sah, da, Jizchak scherzte mit Ribka seinem Weibe.
9 Abimelech ließ Jizchak rufen und sprach: Da ist sie ja doch dein Weib! wie konntest du sprechen: Sie ist meine Schwester! Jizchak sprach zu ihm: Wohl, ich sprach: sonst muß ich gar ihrethalb sterben.
10 Abimelech sprach: Was hast du uns da getan! Wie leicht hätte sich einer vom Volk zu deinem Weibe legen können, und du hättest Schuld über uns kommen lassen.
11 Abimelech gebot allem Volk, sprechend: Wer diesen Mann oder sein Weib berührt, sterben muß er, sterben.
12 Jizchak säte in jenem Land und erntete in jenem Jahr hundert Maße, so segnete ER ihn.
13 Groß wurde der Mann und fortgehend größer, bis er übergroß war,
14 er hatte Schafherden und Rinderherden und vieles Werkvieh, und die Philister neideten ihn.
15 Alle Brunnen, die seines Vaters Knechte in Abrahams seines Vaters Tagen gegraben hatten, verstopften die Philister und füllten sie mit Schutt.
16 Abimelech sprach zu Jizchak: Geh von uns, denn du bist uns überstark geworden.
17 So ging Jizchak von dort, er lagerte im Talgrund von Grar und siedelte dort.
18 Jizchak grub die Wasserbrunnen wieder auf, die man in den Tagen Abrahams seines Vaters gegraben hatte und die Philister hatten sie nach Abrahams Tod verstopft, und rief sie mit Namen, den Namen gleich, mit denen sein Vater sie gerufen hatte.
19 Auch gruben Jizchaks Knechte im Talgrund und fanden dort einen Brunnen lebendigen Wassers.
20 Die Hirten von Grar aber stritten mit den Hirten Jizchaks, sprechend: Unser ist das Wasser! So rief er den Namen des Brunnens Essek, Hader, weil sie mit ihm gehadert hatten.
21 Und sie gruben einen andern Brunnen, und auch um den stritten sie, so rief er seinen Namen Ssitna, Fehde.
22 Er rückte von dort weiter und grub einen andern Brunnen, um den stritten sie nicht mehr, so rief er seinen Namen Rechobot, Weite, denn er sprach: Geweitet hat ER es uns nun, daß wir im Lande fruchttragen.
23 Von dort stieg er auf nach Berscheba.
24 ER ließ von ihm sich in derselben Nacht sehen und sprach: Ich bin der Gott deines Vaters Abraham, fürchte dich nimmer, denn ich bin mit dir, ich segne dich und mehre deinen Samen um meines Knechts Abraham willen.
25 Er baute dort eine Schlachtstatt und rief den NAMEN aus. Dort spannte er sein Zelt, und Jizchaks Knechte bohrten dort einen Brunnen.
26 Abimelech aber ging zu ihm aus Grar, mit Achusat seinem Tischgenossen und Pichol seinem Heeresobersten.
27 Jizchak sprach zu ihnen: Weshalb seid ihr zu mir gekommen? ihr haßt mich ja und habt mich von euch weggeschickt!
28 Sie sprachen: Gesehn haben wir, gesehn, daß ER bei dir war, so sprechen wir: ein Droheid sei doch zwischen uns beiden, zwischen uns und dir, einen Bund wollen wir mit dir schließen:
29 tust du uns je ein Übel an, ...!
Wie wir dich nicht berührten und wie wir nur Gutes dir taten und dich in Frieden fortschickten, - du nun Gesegneter IHM!
30 Er machte ihnen ein Trinkmahl, sie aßen und tranken.
31 Frühmorgens standen sie auf und schwuren einander. Dann schickte Jizchak sie heim, und sie gingen von ihm in Frieden.
32 Es geschah an demselben Tag, daß Jizchaks Knechte kamen und meldeten ihm wegen des Brunnens, den sie gebohrt hatten, und sprachen zu ihm: Wir haben Wasser gefunden.
33 So rief er ihn Schiba, Schwur-Sieben. Darum ist der Name der Stadt Berscheba bis auf diesen Tag.


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