Begrüßung
und Vorstellung
Votum:
Wir sind zusammen im Namen des Ewigen G"ttes
des Vaters, der alles in Seiner Hand hält
Jesu Christi, der so reichlich gibt
Geist G"ttes – wir leben frei.
Amen.
Ps 31, 16:
Meine Zeit steht in
Deinen Händen
Wir beten:
Barmherziger G"tt,
alles hat Zeit und Ort in Deinen Händen,
Du gibst zur rechten Zeit
Wo Du bist, sind wir ganz und gar selig
So loben wir Dich die kurze Zeit unseres Lebens,
allezeit und allerorts, wohin Du uns führst.
Amen.
Lied 14 (Strophe lesen)
Musik
Meine Zeit steht in Deinen Händen
In Deiner Hand sind meine Fristen
[Ps 31,16]
Auslegung
Liebe
Gemeinde,
liebe Besucherinnen
und Besucher
Sie kennen
gewiß auch die Wendung „Zwischen den Jahren“ für die Zeitspanne, in
der wir uns gerade befinden, so zwischen Weihnachten und Neujahr.
Merkwürdig, nicht wahr? „Zwischen den Jahren“, als ob sich der
sekundenkleine Übergang vom Alten ins Neue Jahr, den wir am
Silvesterabend eigens würdigen, zu einer tagelangen Zeit-Räumlichkeit
aufgespannt und ausgedehnt hätte. Eine Zwischenzeit also, etwas
haltlos und unbestimmt, unsere sonstigen Anspannungen lassen nach,
vieles ruht. Konkret, nahe herantretend und also aufdringlich werden
die Forderungen der Arbeit erst wieder nach dem Tag des Neujahrs.
Dazwischen: ein wenig träge, ein wenig diffus und konturlos ist unsere
Zeit und damit auch unser Lebensgefühl.
Da haben wir dann das, was uns sonst doch zumeist fehlt: wir haben
Zeit.
„Meine Zeit steht in Deinen Händen“, betet der Beter unseres Psalms,
König David ist es.
Hat er eigentlich Zeit? Eine kuriose Frage? Zumindest keine einfach zu
beantwortende. Vielleicht kann man sie auch gar nicht von außen, als
Außenstehende beantworten, denn: es reden hier zwei miteinander – ein
Mensch, der auf G"tt traut und Ihm alles zutraut, wendet sich an G"tt
in der festen Hoffnung, eine helfende Antwort zu bekommen, so wie
schon oftmals zuvor, in Zeiten der Not und Qual.
Und der so betet, ihm ist die Antwort schon geworden mit dem Wort:
„Meine Zeit in Deinen Händen.“ Denn es liegt eine unerschöpfliche
Seligkeit und eine überschwängliche Aussicht auf Rettung darin.
„Meine Zeit“: alles hat seine Zeit, und auch ich habe die meine. Habe
sie und habe sie doch nicht, denn sie steht nicht bei mir, sondern in
G"ttes Händen.
G"tt spielt sie mir zu, überläßt sie mir zum guten Gebrauch. Ich muß
gar keine Sorge um meine Zeit tragen, denn G"tt bestimmt sie. In
Seiner Hand ist sie gehalten, hat Maß, Anfang und Ende. Wie selig bin
ich da, daß G"tt mir meine Sorge abnimmt, was denn mit meiner Zeit
sei. Und wie gerettet bin ich, ist Er es doch, der sie hält. Keiner
kann sie dort erreichen, rauben und zerstören, auch der garstigste
Feind G"ttes nicht, der Tod, es sei mein Tod oder der Tod der anderen
Geschöpfe.
Deshalb auch ist die Rettung meiner Zeit in G"ttes Hand eine
überschwängliche, denn sie reicht weiter und geht über den Tod hinaus.
G"tt übergeht da den Tod.
„In Deiner Hand
sind meine Fristen“:
so hat Martin Buber
diesen Versteil des 31. Psalms übersetzt. Er hat damit genau auf das
hebräische Wort geachtet, das dort steht – „et“, d.h. je und je
bestimmte Zeit, Gelegenheit, Bestimmung.
Genau besehen findet sich sogar ein Plural, also „Zeiten“, welchen
Plural Buber so schön mit dem Wort „Fristen“ wiedergegeben hat.
Eine Frist ist eine Zeit, die ihren Anfang und ihr Ende, ihre
jeweilige Bestimmung stets schon mit sich bringt. Fristen sind
maßvoll, in sehr vieler Hinsicht. Etwas von situativer Gelegenheit,
von der Richtigkeit des Augenblicks schwingt da mit. „Du gibst denen,
die auf dich warten, ihre Nahrung zur rechten Zeit“, heißt es einmal
in einem anderen Psalm (Ps 145). „Zur rechten Zeit“, auch dort finden
wir das hebräische Wort „et“.
Und all das, meine Anfänge und meine Enden, all meine Bestimmungen,
Gelegenheiten und erfüllten Augenblicke, meine Widerfahrnisse und
Begegnungen, also alles, was ich selbst bin und wie ich das
Aufgereihte lebe und erlebe, all das ist in G"ttes Hand, dort
gehalten, dort gerettet, wenn ich auch hier und manchmal aus dem Netz
der Zeitordnung „zwischen die Jahre“ und „zwischen die Zeiten“ falle.
Amen.
Lied 170
Komm HERR, segne uns
Vater
Unser
Segen:
G"tt segne euch auf dem Weg, den ihr geht:
Ins Neue
zu sehen, was neu und unverbraucht ist;
geduldig zu sein, damit Neues Gestalt gewinnen kann.
G"tt segne euch das Neue Jahr,
das vor euch liegt:
Auf daß es das Alte nicht verwirft und auslöscht, vielmehr verwandelt.
G"tt segne eure Zeit und was ihr euch erhofft
euch zugute und der Welt zum Segen
So segne euch der allmächtige und barmherzige G"tt
Der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.